Die Chronik von Wersten,

 

aufgeschrieben vom ehemaligen 1. Vorsitzenden, Baas und Ehrenmiglied Franz Daassen.

Der Name Wersten ist nicht verknüpft mit einem alten Adelsgeschlecht, dass hier seinen Sitz gehabt haben könnte. Wohl wohnten hier alte Bauerngeschlechter, die in Deftigkeit und bäuerlicher Würde auf ihren stolzen Höfen saßen, aber nicht Geschichte machten. Was wir von Wersten wissen, verdanken wir seriösen Geschichtsforschern, besonders Lacomblet. Sie fanden in alten Kölner Kirchenbüchern (St,Gerion), in der Werdener Abtei-Bibliothek, in der Himmelgeister Chronik von 1654, in den Gerresheimer und Monheimer Akten viele Spuren, denen sie nachgingen und die nach Wersten führen. Herangezogen wurden auch die Archive der Stadt Düsseldorf und des Rheinischen Gebirgsvereines. Die Ereignisse der letzten 70 Jahre ab 1893 werden durch eigenes Erleben geschildert. Ein Teil der Informationen wurden der Geschichte der Stadt Monheim entnommen, soweit sie auf uns Bezug haben. So entstand ein übersichtliches Bild über den Werdegang unserer Heimat.

Die Römer

Im Jahre 113 vor der Zeitwende stießen die Römer zum ersten Male mit den germanischen Stämmen des Niederrheins zusammen. Vor diesen Hünen mussten sie, öfter als ihnen lieb war, zurückweichen, bis es ihnen gelang das „Castrum Colonia Agripina“ anzulegen, genannt nach der Gattin des römischen Kaisers Claudius. Ihr voller Name lautete Claudia Ara Agripina. Sie ließ wenige Jahre später ihren Gemahl vergiften, wurde von Ihrem Sohn Kaiser Nero selbst ermordet.

Von Colonia Agripinensis drangen die Römer weiter vor bis zur Einmündung der Erft. Hier errichteten sie ein Kastell, dass fünfhundert zu fünfhundert Meter groß war, aber bald aufgegeben werden musste, da der ungezügelte Rhein bei seinen Überschwemmungen das Kastell mit Sandmassen bedeckte. Deshalb legten sie oberhalb des Alten ein Neues an, das sie dann auch „Novesia“ das Neue (Neuss) nannten.

Nun wollten die Legionen ihre Adler ostwärts tragen,

doch sie fürchten die Teutonen, die des Varus Heer erschlagen.

Darum besetzten sie das rechte Rheinufer nicht. Hier wohnten die Tenkterer und die Ubier. An dem modischen, leichten Leben der Römer fanden sie so sehr Gefallen, dass sie zu den Römern über den Rhein zogen. Damit aber wurde das Land auf der rechten Seite vollständig menschenleer. In diesem unbewohnten Land bauten sie eine römische Verteidigungsanlage, ein Tofum. Dieses Tofum hatte eine sehr große Ausdehnung. Tiefe Gräben umgaben es, nach innen verstärkt durch Wälle, Palisaden und Schutzmauern und war außen von dicken Dornenhecken umgeben. So eine Verteidigungsanlage konnte bequem tausende Soldaten in Kasernen mit allen Wohnungen für Offiziere und viele Nebengebäude aufnehmen. Dieser Wehrhagen nahm seinen Anfang an der Einmündung der Düssel in den Rhein bei Himmelgeist, lief dem Broichgraben zum Gansbruch. Folgte weiter der heutigen Werstener Dorfstraße und dem Dammsteg, zog sich hinauf nach Erkrath, wandte sich nach Schafsheide und Elb bei Hilden, kam über Reisholz, Oersch, Niederheid, Holthausen, Elbruch, Ickerswarth zur Ausgangstelle am Brückerbach (Düssel) zurück. Diesen Wehrhagen benutzten die Römer als Weideplätze für ihre Pferde. Die Tenkterer, die die Erlaubnis erhalten hatten auf das rechte Rheinufer zurückzukehren, mussten dafür den Wehrhagen gegen feindliche Stämme verteidigen. Eine Handelsstraße von Süden nach Norden durchschnitt die Anlage in Höhe der heutigen Dorfstraße und hatte hier einen Durchlass für Handelsleute und römische Reisende. An dieser Stelle hier war eine Verteidigungsanlage gebaut worden. War es ein großer Turm oder ein gebauter Wehrstein? Es wird angenommen, dass die dazu gebrauchten Steine später zum Bauen der ersten Häuser verwandt wurden. Fest steht, dass die Römer Ziegel brannten, wie aus Funden hervorging. Die Ziegel trugen die Inschrift „Jenseits des Rheines“ und die Nummer der Legion.Von dieser Wehranlage wird der Name Werstyne hergeleitet. Werstyne, Wehrstein, Warstein, Wersten sind die Abwandlungen des Namens Wersten. Die Römer blieben bis in das vierte Jahrhundert, zur Zeit des Völkerwanderns, am Rhein. Sie konnten sich unter ihrem Kaiser Julian der Abtrünnige nicht mehr behaupten. Ganz Germanien war frei.