Alte Werstener Höfe.


Am Anfang dieses Kapitels möchte ich ein Gedicht stellen, das mir in die Feder kam, als ich nach Einführung suchte, um die Jahrhundert alten Bauernhöfe zu beschreiben.

 

Es liegt im goldenen Sonnenglast

mein Dorf in Frieden eingehüllt.

Auf eignem Hof zur Mittagszeit,

betracht ich froh das schöne Bild.

 

Ich sitz auf Stroh, wie es mein Brauch,

Den Rücken an die Wand gelehnt,

Das Vieh im Stall es döst nun auch.

Der Hund im Schlafe gähnt.

 

Im Morgenwind, schon vor dem Tag,

Stand mähend ich im Wiesengrund.

Die Schwaden fielen Schlag auf Schlag,

bis Glockenschlag zur Mittagsstund.

 

Ein Stündchen nur kann ich hier ruhen,

Will dabei mein Pfeifchen rauchen,

Dann wieder meine Arbeit tuen

und fleißig meine Arme brauchen.

 

Wenn die Glocken ihr Ave senden,

Hab ich wohl mein Werk vollbracht,

Kann mich wieder heimwärts wenden,

Dann bricht bald herein die Nacht.

 

Beim Abendbrot mit Weib und Kind,

Sprech ich zu Gott mein Dankgebet.

Auch flehe ich, daß Ruhe find mein Dorf,

Das auch nun schlafen geht.

 

Das dicht besiedelte Wersten mit fast 30.000 Bewohnern hat heute keinen Platz mehr für solche romantische Idylle. Die Zeit der großen Bauernhöfe, aus denen Wersten vor Jahrhunderten bestand, ist längst vorbei. Es müssen sehr große Höfe gewesen sein, die hier standen. Dies geht aus den Stiftungen hervor, die in der Frühzeit von adeligen Besitzern dieser Höfe an Kirchen und Klöstern gemacht worden sind. Welche Höfe im Einzelnen es waren, wissen wir nicht.

Das Urkataster über Wersten, von der Königlich Preussischen Regierung 1829 angeordnet und in den ersten dreißiger Jahren durchgeführt, läßt uns das erste Positive über alte Höfe wissen. Wie aus den Gewannbezeichnungen hervorgeht, waren noch 1691 weite Teile Werstens dicht bewaldet. (Scheidtenort, Hallbusch gerottetem Fockenbusch usw.)

So zog sich ein großer Wald von Stoffeln über Wersten, Reißholz, Benrath bis Hilden, Jan Wellems Jagdrevier. Er war es auch, der auf der Suche nach neuen Einnahmen die Rottsteuer einführte. Den Bauern ließ er überall in seinem Herzogtum Waldstücke zuteilen. Sie konnten die gerodeten Waldstücke als Acker für sich bearbeiten, mußten ihm dafür eine Rottsteuer zahlen. Diese besteuerten Rodungen wiederholten sich 1710, 1760, 1788.

Später mußten die Bauern jährlich eine Einkommensteuer bezahlen. Mit der Fluraufnahme von 1829 war auch eine Volkszählung und eine Gebäudeaufnahme verbunden. Es ergab sich, daß die Einwohnerzahl bei 350 und die Gebäudezahl bei 100 lag. In der Gebäudezahl waren inbegriffen Wohnhäuser, Scheunen, Ställe und andere Nebengebäude. Wie aus einer Schulkinderzählung der Schule an der Windfoche hervorgeht, waren 1834 dort 117 Kinder eingeschult.