Die Scheidlingsmühle


Die Geschichte der Scheidlingsmühle ist so interessant, dass sie es verdient festgehalten zu werden. Dort wo früher der Brückerbach sich von der Düssel trennte und links von ihr auf Stoffeln zustrebte, ist historischer Boden. Hier stießen 4 Kirchspiele aufeinander, die Gemeinden Eller, Himmelgeist (Stoffeln), die Bürgermeistereinen Düsseldorf und Benrath. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich die Gemarken immer wieder verändert. Nicht von ungefähr richtete die Landesherrliche Obrigkeit im 16.Jahrhundert hier eine Kornmühle, deren Mühlräder von der Düssel getrieben wurden, die Schädelois Schädelichsmühle, woraus später Scheidlingsmühle wurde. Vielleicht deswegen, weil hier Düssel und Brückerbach sich schieden. Die paar Mühlen im alten Düsseldorf spielten eine wichtige Rolle, denn sie erbrachten die Haupteinnahmen des städtischen Haushaltes. Wechselvoll war die Geschichte der alten Scheidlingsmühle. Oft wurden erhebliche Streitigkeiten ihrer Pächter mit den Pächtern der weitaus älteren Rumpelsmühle ausgetragen, weil die Grenzen ihres Bannbezirkes häufig streitig waren und jeder seinen Vorteil zu wahren suchte.

Erst in der französischen Zeit um 1800, als neue Steuerquellen erschlossen wurden, sank die Bedeutung der Mühlen für den städtischen Haushalt. Die Mühlen gingen aus dem Magistratbesitz in Privathände über.

Die Mühle lag auf dem Stoffler Gebiet und trug die Nr. Stoffeln I. Stoffeln, nach dem heiligen Christopherus benannt, dem die uralte Stoffler Kapelle geweiht ist, war recht unbedeutend. Nur einige kleine Fachwerkhäuser, dazu die Scheidlingsmühle, unterbrachen das flache unfruchtbare Land. Da die Düssel im Frühjahr und Herbst jeden Jahres ihre Ufer überstieg, ließ unter Kurfürst Graf Theodor der Graf von befestigt und erweitert. Darunter wurde auch der Lauf der Düssel vom Mühlenteich zur Mühle eingebettet. Wurde in der Mühle geladen und gemahlen, so wurde das Schütt des Brückerbaches heruntergelassen, sodass die Düssel doppeltes Wasser führte. Niedrig, breit und behäbig lag die alte Scheidlingsmühle an der Heerstraße, die die beiden Städte Düsseldorf und Köln verband. Ein buntes leben war hier zu Hause und blieb so bis nach dem ersten Weltkrieg 1918.

Von der allerältesten Schädeloismühle wissen wir kaum etwas. Auch von ihrer baulichen Gestalt haben wir keine Vorstellung. Mehr wissen wir von der späteren Schädelichsmühle. Der Feuerkataster vom damaligen Oberbürgermeister von Fuchsius persönlich geführt und unterzeichnet, gibt unter dem 19.Dezember 1836 nachfolgende Erklärung: „ Das Wohnhaus Stoffeln Nr. 1 eine Stock hoch, um 1600 erbaut in Lehm und Ziegelfachwerk, die drei zum Hause gehörigen Ställe, ebenso in Lehmfachwerk, ohne innere Wände um 1600 erbaut und die drei Scheunen, alles in schlechtem Zustand, haben einen Taxwert von 1000 Thaler. An die Frucht– und Ölmühle ganz aus Ziegelsteinen erbaut um 1700 mit zwei innere Wände, wurde das Wohnhaus Stoffeln Nr. 3 angebaut. Die Pferdeställe und die Schlafstellen für das Gesinde stammen aus dem Jahre 1790. 1836 hatten die Gebräuchlichkeiten, die sich zu dieser Frist in gutem Zustande befanden, einen Taxwert von 5.470 Thaler.

Das ganze Mühlenanwesen verkauft am 4.Juni 1821 der Ackerer Johann Kürten an die Kinder des verstorbenen Müllers und Handelsmannes Balthasar Berger für 10.000 Thaler. Am 21. Juni 1830 bei der Erbauseinandersetzung der Müllers und Handelsfamilie Berger erwirbt es Adolf Berger für 9.860 Thaler, zwei weitere Erbberechtigte den halben Mühlenhof für 525 Thaler. Berger war ein Mann des Fortschritts und ließ im November 1861 in der Mühle einen Dampfkessel durch die Kesselfirma Jaques Piedboeuf in Oberbilk aufstellen, der in der Folgezeit der Nachbarschaft viel Ärger und Sorgen verursachen sollte, denn nun musste eine neue Stauhöhe der Düssel geschaffen werden. Trotz größter Anstrengung und größten Geldaufwandes verlor das ganze Mühlenwesen an Ansehen, Bedeutung und Wert und als Berger 1882 starb, lag es bereits 3 Jahre brach. Der bekannte Notar Strauven, auch ein namhafter Düsseldorfer Historiker, forderte die Stadt Düsseldorf auf die Scheidlingsmühle zu erwerben. Am 11.Januar ging sie in den Besitz der Stadt Düsseldorf über für den Preis von 59.500 Mark. Für die Instandsetzung nach den Plänen und Kostenanschlägen des Stadtbaumeisters Westhoven, die sich über 2 Jahre hinzogen, musste sie noch 3.650 Mark aufbringen.

1885 fand die Stadt in der Firma C.P. Husemeyer Düsseldorfer Mühlenwerke einen Pächter, der aber nicht sonderlich hier werken konnte. Selbst die Anbringung eines eisernen Mühlrades vermochte es nicht dem drohenden Niedergang entgegen zu wirken. Im März 1887 wurde eine zweite Begradigung der Provinzialstraße vorgenommen, direkt bei der Scheidlingsmühle und der Mühlenteich auf der anderen Seite wurde teilweise zugeschüttet. Dadurch wurde die Wasserkraft bei der Mühle geschmälert, auch trotz des Dampfkessels. Das Ende für die Mühle kam bald. Der neue Pächter, die Firma Pelke und Jürgens, ließ 1890 die gesamtem Mühlenmaschinen entfernen und machte aus der Mühle einen Lagerraum. In der Nacht vom 8. bis 9.Juli sprang der rote Hahn auf die historische Stätte am Düsselufer. Haus, Mühle, Stallungen und Scheunen sanken in Schutt und Asche. Nur die Umfassungsmauern blieben stehen. Für nur 2.500 Mark jährlich verpachtete die Stadt das gesamte Ruinengelände an den unternehmenslustigen Bierwirt Karl Krumm. Er baute das Wohnhaus wieder auf und im Anschluss daran einen Tanzsaal. Seit dieser Zeit ist die Scheidlingsmühle ein Restaurant, das sich zeitweise großer Beliebtheit erfreute, besonders auch wegen seiner Gartenwirtschaft. Der Bierwirt Krumm übernahm sich im Hinblick auf den Wiederaufbau und musste 1901 seine Zahlungen einstellen. 1902 folgte ihm mit ebenso wenig Glück der Restaurator Hermann Dapler, der wie sein Vorgänger 1903 das Etablissement verließ. 1903 übernahm der Bierbrauer Wilhelm Reinartz die Pacht und setzte als Unterpächter Edmund Evers ein. Er brachte die Wirtschaft „Scheidlingsmühle“ zur Blühte und führte sie bis 1935. Ab 1926 setzte er jährlich 150 HL Bier um und ließ die elektrische Beleuchtung anlegen. Ihm folgte 1936-1937 der Gastwirt Fritz Possberg. Dann ging das Gesamtanwesen an den Gastwirt Josef Stiehl über, der das alte Ansehen der Mühle mit Fleiß und Umsicht zurück erlangt hat. Am 15.2.1963 verließ Josef Stiehl das Restaurant. Er hatte eine Frau als Nachfolgerin, Frau Elsbeth Heilbach, die am oben genannten Tag die Wirtschaft eröffnete. Dies ist die Geschichte, wechselvoll und interessant, der Wassermühle an der Düssel in Wersten.