Der Barfußhof


Neben dem Hof an der Oersch und dem Hohen Sandhof war der Barfußhof wohl der bedeutenste von Wersten, er muß gleichzeitig mit ihnen genannt werden. Leider wurde auch hier, wie auf den anderen Höfen, eine Chronik nicht geführt, sodaß nach seinem Verschwinden die Forschung zu einem Teil auf die mündliche Überlieferung, zum Anderen auf die spärlichen Aufzeichnungen des Katasteramtes angewiesen ist.

Deshalb kann auch hier sein genaues Alter nicht angegeben werden. Immerhin dürfte auch das auf mehr denn 300 Jahre angenommene Alter richtig sein. Der Name Barfußhof zu definieren dürfte schwerfallen. Seine Lage in unmittelbarer Lage an der Düssel, könnte ihm seinen Namen gegeben haben. Zu ihm gehörten noch zwei Kotten, die an seiner Nordseite lagen und die früher in seiner größten Blüte als Hausherr-Wohnungen für sein Gesinde gedient haben mögen. Seine genaue Lage befand sich an der heutigen Werstener Dorfstraße in Höhe Nr. 62-66.

Vor seinem großen Einfahrttor stand ein mächtiger weitastiger Baum, eine Rüster. In einer heißen, schweren Gewitternacht im Juni wurde er entwurzelt. Soviel wir wissen, war der Hof im 17. und 18. Jahrhundert im Besitze der Familie Theegarten, die an Ländereien sehr reich war. Er war der St. Nikolaus Kirche in Himmelgeist wachszehentpflichtig. Er war gehalten jährlich ein Pfund Wachs zu liefern. Seine Ländereien lagen zum größten Teil im Eller Feld. Aber auch im Werstener Feld hatte er Grundbesitz. Zwischen Werstener Dorfstraße und Düssel lagen wohl noch 3-4 Morgen Gartenland. In den 80ziger Jahren des vorigen Jahrhunderts bearbeitete Herr Franz Heusgen mit seinen Söhnen Franz, Wilhelm und Karl den Hof.

Eigentümer war Rechtsanwalt Belles, der den Hof gekauft hatte um die in Eller Feld gelegenen Äcker auszuziegeln. Damit war das Schicksal des Hofes besiegelt. Dem Pächter Gebr. Heusgen blieben nur die Gärten. In den Kotten zogen die Familie Broich, die ein Gemüsegeschäft mit Marktbelieferung betrieben und der Zimmermann Hubert Schafhausen. Die Ziegelei wurde unter dem Firmenname „Geschwister Belles“ eingetragen. Die Häuser Werstener Dorfstraße 52-62 kamen mit dem Hof im Besitze der Geschwister Belles. Die Geschwister Heusgen mußten den alten Hof verlassen, auf dem sie bis 1927 die Gemüsegärtnerei und einen Milchhandel betrieben hatten.

Das Bett der Düssel, das schon vorher begradigt worden war, lag nun weiter vom Hof entfernt. Der Hof wurde 1925 niedergelegt. Da wo er und die alten Kotten gestanden haben, wurde der Autobahnzubringer Düsseldorf-Hilden gebaut. Die Ringofenziegelei wurde, nachdem der Boden ausgeziegelt war, abgebrochen. Hier verschwand auch ein großer Fischteich, der von dem Justizbeamten Josef Belles angelegt worden war. Die Fische wurden von Werstener Anglern weggefangen. Hier entstand die heute so schöne ganz im grünen gebettete Gemeinnützige Siedlungs-Genossenschaft und ein Altersheim, erbaut von der Arbeiter-Wohlfahrt Düsseldorf. Es erinnert nichts mehr an diesen großen Gutshof, einstmals der Stolz seiner Besitzer und nun ohne eine Spur zu hinterlassen, in die Vergangenheit versunken. Nachbarn des Barfußhofes waren zwei kleine Höfe, die genannt werden sollen, weil von ihnen noch Namensspuren zurückgeblieben sind. Der Nächste Nachbar war der Hof „In der Leuchte“.