Der Oerschhof


In der Reihe der goldenen Höfe nahm der große Oerschhof eine besondere Stelle ein. Er lag etwas abgesondert auf der rechten Seite des Eselsbaches,  oder der Elpe. Ein breiter imposanter Hof. Der Name Oerschhof gab ihm die Oersch in der Flurbenennung Beischebroich. Die Oersch war ein Sumpfgebiet, dass genau dem Hof gegenüber lag und vom Eselsbach gebildet wurde. Dieser sumpfige, von hohem Schilf umgebene Teich, war ein Eldorado für Fische, allerlei Wasservögel und Frösche. Um 1810 wurde die Elpe, die in die Düssel mündete reguliert und die Oersch zugeschüttet.

Zum Oerschhof gehörten große Ländereien auf Reißholzer Gebiet und in der Elp. Es waren über 200 Morgen guter Acker.

In seinen geräumigen Ställen standen immer 6 schwere Ackerpferde. Die Zahl der Kühe und Rinder war nie unter zwanzig. Er legte besonderen Wert auf eine gepflegte Milchwirtschaft. Auch die Schweinezucht wurde nicht vernachlässigt und war für den Hof eine Einnahmequelle, die viel Geld einbrachte.

Die Unterhaltung des Hofes erforderte zwar große Ausgaben, wurde aber von dem Eigentümer mustergültig geführt. Seinem Alter nach kann es der Hof gewesen sein, den ein gewisser Frizericus, Besitzer und Bearbeiter des damaligen Frohnhofes an der Oersch, in der Gegend von Werstyne und in der Elp im Jahre 1062 als Stiftung dem Altare der Heiligen Maria im Paradiese unter dem Erzbischof Anno vermacht hatte. Diese Vermutung bekommt Nahrung durch die Tatsache, daß 1829 eine adelige Freifrau von Bönningen Eigentümerin des Hofes war.

Über zwei Generationen war die Familie Klein Pächterin des Hofes. 1920 kaufte der Besitzer des Krugerhofes Schulte Hagen den Hof, der noch etwas über 100 Morgen groß war. 1908 und in den Jahren nachher mußte ein Teil des Hofes und auch ein großes Stück Ländereien an die Königliche Eisenbahnverwaltung abgegeben werden, da der Bahndamm der Eisenbahnlinie Köln-Düsseldorf gebaut wurde. Bis dahin war diese Strecke niveliert.

1924 verließen die Geschwister Peter Wilhelm und Wilhelmine den Hof und bezogen ihr von dem Herrn Schotten gekauftes Wohnhaus an der Dorfstraße. Den verkleinerten Hof mietete der Bauer Wilhelm Gartz aus Reißholz bis der Hof wegen Verfall abgebrochen werden mußte. Sein Sohn Felix Gartz hat in Reißholz eine Kohlenhandlung aufgemacht, nachdem der Oerschhof der Vergangenheit angehörte.

Nachzutragen ist, daß der Oerschhof im Besitze des Stiftes Gerresheim um das Jahr 1218 war und deshalb auch von dem Hofe einen Zehnten von 30 Denaren einen Obulus und 0,564 L Hafer erhoben hat.