Der hohe Sandhof


Wer vor einigen hundert Jahren die Provinzialstraße von Düsseldorf nach Köln benutzte und die alte Scheidlingswassermühle passiert hatte, sah zu seiner Linken einen großen Bauernhof liegen, den Hohe Sandhof.

Die drei Linden vor seinem Wohnhaus boten dem Hof Schutz gegen die Weststürme. Innen war das Wohnhaus wohlgestaltet. Die Ställe beherbergten gut genährtes Vieh. Seine Äcker, wohl an die 50 Morgen, lagen zum größten Teil im Mühlenfeld bei Lierenfeld. Zwischen der heutigen Leichlinger/ Burscheider Straße und Kölner Landstraße war gutes Ackerland. An der Kampstraße Ecke Kölner Landstraße gehörten ihm der Wasserlooskamp. Um den Hof herum lagen 7 Morgen bestes Gartenland.

Wie das Urkataster meldet, gehörte dieser Hof um 1750 der Familie Korff. Aber 1710 wurde der Bauer Korff schon mit einer Rottsteuer belegt.

Kurz nach der Urfluraufnahme von 1829 verkaufte die Witwe Korff an den Gärtner Heinrich Keusen aus Hamm. Dieser hatte zwei Söhne, Heinrich und Theodor, sowie eine Tochter Josefa. Heinz Nöcker, Ackerer und Gärtner aus Derendorf bei Düsseldorf, heiratete die Tochter.

Heinrich Keusen überließ den Hof seinem Schwiegersohn mit Ausnahme von 3 Morgen Garten an der Provinzialstraße. Er selbst zog auf einen kleinen Hof an der Landstraße, wo er mit seinen Söhnen nur Gemüsegärtnerei betrieb.

Aber darüber an anderer Stelle. In dieser Zeit fiel auch die Blütezeit des Hofes, die aber schnell zu Ende gehen sollte.

Heinrich Nöcker hatte zwei Söhne und eine Tochter, Heinrich, Theodor und Josefa. Die Königlich Preußliche Eisenbahnverwaltung in Elberfeld-Barmen, wie es damals noch hieß, kaufte das Land im Mühlenfeld, um hier einen Eisenbahn-Abstellbahnhof zu errichten. Auch die Stadt Düsseldorf kaufte Gelände für ein Straßenbahndepot, das 1914 fertiggestellt wurde. Um 1900 herum wurde das Land an der Burscheider Straße ausgeziegelt. Hier wurden im Feldbrandverfahren Ziegelsteine gebrannt. Heinrich Nöcker baute 1902-1903 an der aufgelegten Leichlinger Straße Ecke Kölner Landstraße eine Schankwirtschaft, die er „Zum Grafen Haeseler“ nannte. Heute heißt die Gaststätte „Werstener Hof“.

Den Wasserlooskamp kaufte Heinz Lammerz. Er baute ein großes Eckhaus und eröffnete hier ein Kolonialwaren-Handel. Das hier seit undenklichen Zeiten stehende große Steinkreuz hat noch bis 1910 gestanden, wurde dann aber an der Südseite der neuerbauten Pfarrkirche St. Maria Rosenkranz aufgestellt.

Der Milchhändler Paul Brodel mietete 1906 einen Teil des Hofes für sein Milchgeschäft. Was noch verblieb, waren 3 Morgen Gartenland, worauf Heinrich Nöcker und später sein Sohn nur noch Gemüse zogen.

Nach und nach wurden auch die Gärten bebaut, nachdem auch die Gärten als Bauplätze verkauft worden waren. Schon nach dem ersten Weltkrieg kaufte die Firma Potthof Holzverarbeitungswerkstatt 2 Morgen. Heinrich Nöcker Senior bezog nach dem Verkauf des Mühlenfeldes eine private Wohnung im neuerbauten Hause Kölner Landstraße 10. Heinrich Nöcker starb in den letzten Jahren des 5.Jahrzehnt dieses Jahrhunderts. 1963 lag der Hof zerfallen und verlassen da und fiel 1964 der Spitzhacke zum Opfer, ohne Spuren zu hinterlassen.